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Erfahrungsbericht von Tina

* 13.Mai 1969 / Berlin, operiert im Oskar-Helene-Heim Berlin, Klumpfuß links
Tinas Sohn Nils hat auch einen Klumpfuß. Wer darüber Näheres erfahren möchte, sollte in die Teilnehmerliste schauen.

 

Ich wurde im Mai 69 geboren und im Alter von 5 Tagen von meiner Familie weg in das Oskar-Helene-Heim gebracht, um meinen KF links und Sichelfuß rechts behandeln zu lassen. Vor 32 Jahren war die Verfahrensweise leider anders als heute, so wurde ich erst wieder nach 3 Monaten Gips-Therapie aus dem  Krankenhaus nach Hause entlassen. Während des gesamten Aufenthalts im Krankenhaus durften meine Eltern mich nicht anfassen, in den Arm nehmen, nichts, damals durften die Eltern ihre Kinder nur durch eine Glasscheibe betrachten (weil sie annahmen, die Kinder könnten sich Bakterien/Viren holen).

Die erste OP erfolgte dann mit 5 Monaten. Leider entstand eine Nachblutung im Bereich des Fußrandes wegen eines zu eng angelegten OP-Gipses (damals war die „Fenster-Technik“ nicht gang und gebe), worauf es im Krankenhaus zu meinen Eltern hieß: „Wir müssen den Fuß ihrer Tochter leider amputieren“. Meine Eltern konnten es nicht fassen, mein Vater konnte dies verhindern, da er selbst zwei KF hat, wußte er wovon er redete. Diese ganze Aktion (antibiotische Therapie etc.) bedeute wieder 4 Wochen Krankenhaus und danach ewig lange Zeit Gipse. Die zweite OP fand dann April 72 statt. Danach gab es eine Nachtaußenschale, Unterschenkeldoppelschiene, Dreipunkteinlagen.

Die Schienen waren damals aus Metall mit Gürtelriemen zum festmachen, gingen bis zum Knie und waren potthäßlich und unbequem und schwer. Ich habe es gehaßt, diese Dinger zu tragen und orthopädische Schuhe genauso. Es gab zu hause oft Streit deswegen, ich habe aber später im endeffekt doch das gemacht was ich wollte. Ich trug später weder orthopädische Schuhe, noch Einlagen und mein Fuß sieht lt. der Ärzte „super“ aus. Meine Einstellung zu diesen Sachen „Foltergeräte“, gegen die man sich spätestens ab einem bestimmten Alter auflehnt. Meine Eltern haben immer gesagt: „Aber beschwere dich später nicht bei uns, wenn du Schmerzen hast“, das habe ich immer beherzigt, aber auch wenn ich in dem Punkt noch weiter behandelt worden wäre, hätte das an dem Ergebnis nichts geändert, außer dass meine Kindheit um eine Freiheit beraubt gewesen wäre und ich mich noch unwohler in meiner Haut gefühlt hätte.

Während meiner Kindheit war das mit dem Fuß eigentlich nicht auffällig für andere, die Freunde wußten es und nahmen es nicht mehr wahr und andere, die fragten, bekamen von mir eine Antwort und dann war die Sache erledigt und auch später war das eigentlich nie ein Thema. Ich persönlich natürlich wußte, der Fuß ist da und kleidete mich dementsprechend, nur Hosen, feste Schuhe, wegen dem Größenunterschied (33/36) war ein Schuhkauf jedesmal Horror. KG habe ich als Kind viel gemacht, hatte aber wie alle Kinder irgendwann die Lust verloren und ging nicht mehr hin, erst mit 16 Jahren bekam ich mal wieder eine Nachtschale und KG nach einer Kontrolluntersuchung verschrieben. Meinen Mann lernte ich in der Schule kennen (wir waren 3 Jahre in einer Klasse) und ihm war bis dato nie aufgefallen, daß ich einen KF hatte, als wir dann zusammenkamen (mit 16) war er ganz überrascht, aber er nahm es so wie es war, ich war ja immer noch der gleiche Mensch.

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